Neben einzelnen Entspannungsverfahren allein werden auch integrative therapeu-tische Programme angewandt.

Besonderheiten bei der Krankheitsentstehung und -aufrechterhaltung konnte die Wirksamkeit von Entspannungsverfahren in der Schmerzbehandlung nachgewiesen werden (vgl. Larbig, 1982; Gerber, 1986; Basler et al., 1990). Für die Praxis relevant und wissenschaftlich bezüglich ihrer Wirksamkeit bei der Schmerzbehandlung untersucht sind Entspannungsverfahren, wie in der Abbildung dargestellt, das Autogene Training, Verfahren der Meditation, die progressive Muskelentspannung und die Hypnose, darüber hinaus Techniken wie das Biofeedback und Imaginationsverfahren. Diesen Methoden gemeinsam ist das Ziel, eine Entspannungsreaktion herzustellen.

Die Indikationsstellung für Entspannungsverfahren in der Schmerzbehandlung leitet sich von verschiedenen Erkenntnissen ab. So kann akuter Schmerz als Stressor wirken und dabei auch zu einer generellen Erhöhung der körperlichen Anspannung führen (Rehfisch und Basler, 1990), mit der Folge einer Muskeltonuserhöhung wie auch einer verstärkten vegetativen Aktivierung. Hierdurch steigt wiederum das Niveau der emotionalen und psychophysiologischen Spannung, wobei die individuelle Schmerzschwelle herabgesetzt wird (Tunks, 1988). Miltner und Larbig (1988) haben in diesem Zusammenhang einen Angst- Schmerz- Spannungs- Zyklus beschrieben, der durch Entspannungsverfahren unterbrochen werden kann. Hieraus ergibt sich, dass sowohl die psychologischen Kennzeichen einer Entspannungsreaktion wie auch deren physiologische Korrelate in der Schmerzbehandlung hilfreich sein können.

Bezüglich psychologischer Kennzeichen einer Entspannungsreaktion ist insbesondere die affektive Indifferenz, d. h. Affekte und Emotionen lassen sich nur noch vermindert provozieren, die mentale Frische nach den Entspannungsübungen und die Erhöhung der Wahrnehmungsschwelle relevant. Aus Letzterem ergibt sich, dass externe Reize immer mehr die Fähigkeit, eine Reaktion auszulösen, verlieren und schließlich oft gar nicht mehr wahrgenommen werden, wobei analoge Effekte auch für die Wahrnehmung von Schmerzreizen erkennbar sind. Unter den physiologischen Kennzeichen einer Entspannungsreaktion sind neben allgemeinen Folgeerscheinungen, wie Kreislaufveränderungen (periphere Gefäßserweiterung, insbesondere in den Hautregionen, geringfügige Verlangsamung des Pulsschlages und Senkung des arteriellen Blutdrucks), respiratorischen Veränderungen mit Verlangsamung der Atemfrequenz, Gleichmäßigkeit der einzelnen Atemzyklen und Abnahme des Sauerstoffverbrauches und elektrodermalen Veränderungen mit Zunahme der Hautleitfähigkeit, bezüglich der Schmerzbehandlung, insbesondere die Abnahme des Muskeltonus und Veränderungen der Reflextätigkeit wesentlich.

Die in der Abbildung dargestellten Entspannungsverfahren umfassen ein Spektrum, das von überwiegend autosuggestiven und damit vom Patienten nach einer Lernphase selbstständig durchführbaren Techniken wie dem Autogenen Training bis zu heterosuggestiven Verfahren, hier insbesondere der Hypnose, reicht. Diese setzt ihrem Wesen nach die Anwesenheit eines Therapeuten voraus, wobei der Asymmetrie der Beziehung zwischen Therapeut und Patient im Hinblick auf die Suggestionseffekte wesentliche Bedeutung zukommt.

Eine Indikation für die progressive Muskelentspannung besteht im Wesentlichen dann, wenn im Rahmen der Schmerzsymptomatik eine Muskeltonuserhöhung nachweisbar ist. In klinischen Studien hat dieses Verfahren gute Effekte bei Migräne und Spannungskopfschmerzen gezeigt (Gerber 1986; Pfaffenrath und Gerber 1992), wie auch bei chronischen Rückenschmerzen (vgl. Linton u. Götestam, 1984). Es ist anzunehmen, dass die Effizienz dieses Verfahrens bei der Behandlung von Schmerzen insbesondere auf eine positive Beeinflussung des Muskeltonus, der Blutgefäße bzw. der Rückenmuskulatur zurückzuführen ist. Sherman et al. (1979) haben jedoch auch eine Wirksamkeit diese Verfahrens bei Phantomschmerzen nachweisen können, Gerber und Hasenbrink (1990) auch bei Gesichtsschmerzen.

Auch die Wirksamkeit des Biofeedbacktrainings ist insbesondere bei solchen Schmerzerkrankungen nachgewiesen, bei denen chronische Muskeltonuserhöhungen eine wesentliche Ursache der Schmerzen darstellen (vgl. Kröner-Herwig, 1990). Hier sind wiederum vor allem Rückenschmerzen sowie Spannungskopfschmerzen zu erwähnen. Insbesondere das EMG-Biofeedback kann sich hier positiv auf die Autoregulation im (Gefäß)-Muskelbereich auswirken.

Verglichen mit der progressiven Muskelrelaxation scheint das Autogene Training in der Schmerzbehandlung eher unterlegen zu sein (vgl. Collet et al., 1986)), wobei insbesondere die Blutumverteilungshypothese als Erklärungsmodell für die Wirkeffekte sehr kontrovers diskutiert wird.

Studien von Larbig (1982) und Linden (1993) konnten zwar psychophysiologische Veränderungen während der Meditation, insbesondere der transzendentalen Meditation, nachweisen, doch finden sich kaum kontrollierte Studien über die Effizienz von Meditationstechniken in der Schmerzbehandlung. Ben-son et. al. (1984) haben eine Untersuchung über eine abgewandelte Meditationstechnik für die Schmerzbehandlung publiziert, während die Untersuchung von Kabat-Zinn et al. (1985) eine Kombination meditativer Techniken mit anderen Bewältigungsverfahren untersucht hat. Dabei konnten jeweils schmerzreduzierende Effekte nachgewiesen werden, doch war nicht zweifelsfrei zu klären, welchen Anteil die Meditation am therapeutischen Erfolg hatte und welcher Stellenwert den zusätzlichen therapeutischen Maßnahmen zukommt.

Imaginative Techniken sind in der Regel in komplexere schmerztherapeutische Programme integriert, die mit anderen Entspannungsverfahren kombiniert sind (s.u.).

Unter den Verfahren zur hypnotischen Schmerzbehandlung, denen eine besondere Bedeutung zukommt, unterscheidet man dissoziative, assoziative und symbolische Techniken (vgl Peter, 1990). In der praktischen Arbeit ergeben sich jedoch häufig vielfältige Überschneidungen.

Das Ziel der dissoziativen Technik besteht darin, den Schmerz vom nicht schmerzenden Rest des Körpers

Dr. med. Dirk Schröder | Ängste | Phobien | Ursachen | Hilfe | Entspannung in der
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